
Pressemitteilung des LER: Zielbild Schulaufsicht der Bildungsministerkonferenz: Ein später Schritt mit zu wenig Mut!
Pressemitteilung LER vom 18.11.2025
Der Landeselternrat Niedersachsen begrüßt, dass sich die Bildungsministerkonferenz (BMK) endlich mit der Rolle der Schulaufsicht auseinandersetzt und ein Zielbild formuliert hat. Doch ob dieses ausreicht, um in Niedersachsen das Ruder herumzureißen und die schulischen Leistungen spürbar zu verbessern, bezweifeln wir.
Die Probleme sind gravierend: Die jüngsten Ergebnisse des IQB-Bildungstrends sprechen eine deutliche Sprache. Niedersachsen hat seine Hausaufgaben nicht gemacht. Die Leistungen in Mathematik und den Naturwissenschaften sind im Vergleich zur vorherigen Erhebung weiter gesunken. In Mathematik verfehlen 37,1 % der Neuntklässler die Mindeststandards für den Realschulabschluss – ein alarmierender Befund, der die mangelhafte Unterrichtsqualität und die unzureichenden Kompetenzen der Schulen in Bezug auf die Herausforderungen im Klassenzimmer offenlegt.
Niedersachsen steht mit diesen Problemen nicht allein. Umso richtiger ist es, dass die BMK an einem gemeinsamen Verständnis von Schulaufsicht arbeitet. Sie stellt klar: Nach Artikel 7 Absatz 1 des Grundgesetzes steht das gesamte Schulwesen unter staatlicher Aufsicht. Ein Grundsatz, der in Niedersachsen über Jahre in Vergessenheit geraten ist. Mit der Einführung der eigenverantwortlichen Schule wurde die Schulinspektion zum 31.12.2010 aufgelöst und in die Schulbehörde – heute aufgeteilt in vier regionale Landesämter – sowie das Niedersächsisches Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) überführt. Seither liegt die Qualitätsentwicklung und -kontrolle nahezu vollständig in der Verantwortung der einzelnen Schulen. Zwar sind Qualitätsentwicklung und Eigenkontrolle gesetzlich vorgeschrieben, doch in der Praxis werden sie vielerorts – nicht zuletzt aus Zeitmangel – sträflich vernachlässigt.
Das Zielbild der BMK kommt spät – für viele Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen zu spät. Fast 9 % verlassen die Schule ohne Abschluss. Und inhaltlich verfehlt es das Ziel: Herausgekommen ist ein wachsweiches Bekenntnis, dass die Schulaufsicht Schulen in ihrem Entwicklungsprozess zu begleitet. Die Angst, den Schulen eine echte Autorität zuzumuten, war offenbar größer als der Wille zur wirksamen Steuerung. Die reflexhafte Abwehrhaltung aus Teilen der Lehrerschaft – etwa in der Stellungnahme der Bundesdirektorenkonferenz der Gymnasien – spricht Bände.
Miriam Kaschel, Vorsitzende des LER sagt: „Wir fordern von der Landesregierung und dem NLQ ein deutlicheres Signal für einen Kulturwandel in den Kollegien: Datengestützte Qualitätsentwicklung ist keine Kontrolle oder Einmischung, sondern der einzige Weg, damit unsere Schulen ihrem Auftrag Kinder und Jugendliche auszubilden, gerecht werden.“

