
Pressemitteilung des Landeselternrates: Forderung zu einer gerechten und nachhaltigen Lernmittelnutzung an Niedersachsens Schulen
Pressemitteilung LER vom 10.09.2025
Der Landeselternrat fordert eine gerechte und nachhaltige Lernmittelnutzung an Niedersachsens Schulen!
Der Landeselternrat Niedersachsen (LER) fordert eine grundlegende Reform der Lernmittelnutzung an Schulen, um diese gerechter und nachhaltiger zu gestalten. Angesichts wachsender finanzieller Belastungen für Familien und großer Unterschiede bei Leihgebühren für Schulbücher appelliert der LER an die Landesregierung, endlich zu handeln.
„Bildung darf kein Privileg sein“, betont Miriam Kaschel, Vorsitzende des LER. Der LER fordert deshalb die vollständige Lernmittelfreiheit – also kostenlose Bereitstellung aller Schulbücher und Materialien für alle Schülerinnen und Schüler. Da das Kultusministerium diesen Schritt bislang ablehnt, schlägt der LER ein dreistufiges Sofortprogramm vor:
1) Reform der Schulbuchausleihe:
- Die Ausgleichsgebühr des Landes muss dem Leihpreis gleichgesetzt werden!
Hintergrund: Die Ausgleichszahlung, die Schulen für die von der Zahlung der Ausleihe-Gebühr befreiten Familien erhalten, ist viel zu niedrig. Sie erlaubt es nicht, den Kauf neuer Bücher zu finanzieren. Den Schulen bleibt nur, die Differenz über die Leihgebühr auszugleichen. Die Folge ist, dass die Schulen mit einem hohen Anteil von Familien, die von Zahlungen befreit sind, die Leihgebühren für die übrige Elternschaft sehr hoch ansetzen. DER LER findet, dass dieser Umstand nicht im Sinne der Bildungsgerechtigkeit und Teilhabe umgesetzt ist. An Schulen, an denen ein hoher Prozentsatz von Familien von der Leihgebühr befreit ist, ist ja gerade der übrige Teil der Elternschaft zumeist auch zu einem hohen Grad der sozial-schwächeren Gruppe zuzuordnen. Diese Eltern müssen aktuell aber die zu geringe Ausgleichszahlung des Landes gegenfinanzieren. - Die im Erlass festgelegte Laufzeitbegrenzung der Ausleihe muss gestrichen werden, damit Schulbücher so oft ausgeliehen werden können, wie es ihr Zustand erlaubt und damit geringere Preise verlangt werden können.
- Der Erlass zur Schulbuchausleihe sollte hinsichtlich der Spanne der Leihpreise so reformiert werden, dass eine Ungleichbehandlung durch extrem unterschiedliche Preise für vergleichbare Schulbuchpakete an verschiedenen Schulen vermieden wird.
- Der LER fordert, dass die Schule die Elternschaft transparent über die Verwendung der eingenommenen Gelder der Schulbuchausleihe unterrichten muss. Dazu sollte per Erlass festgelegt werden, dass dieses Budget der Schulbuchausleihe – wie alle anderen Budgets – im Schulvorstand regelmäßig besprochen werden und fester Bestandteil der jährlichen Entlastung der Schulleitung sein muss.
2) Klassensätze für selten benutzte Bücher:
Der LER fordert, dass die Schulen Atlanten und Wörterbücher als Klassensätze anschaffen. In Zeiten der Digitalisierung ist es kaum noch vermittelbar, dass alle Schülerinnen und Schüler große Nachschlagewerke (jeweils in der aktuellen Version) besitzen müssen. In Familien – besonders mit mehreren Kindern – füllen diese Bücher ungenutzt bereits ganze Regalböden. Wenn das analoge Benutzen weiterhin geübt werden soll, sind Klassensätze eine hervorragende und nachhaltige Lösung.
3) Ranzengewicht reduzieren:
Gerade unsere jüngeren Schülerinnen und Schüler haben oftmals schwer zu tragen. Ranzengewichte von einem Drittel des Körpergewichts können nicht gesund sein. Daher fordern wir, dass Schulen die körperliche Belastbarkeit der kleineren Schülerinnen und Schüler beachten müssen. Da die Festlegung von Höchstgewichten uns nicht sinnvoll erscheint, wünscht sich der LER, dass die Schulen kreative Konzepte entwickeln, um rückenschonenden Unterricht zu ermöglichen. Zum Beispiel:
- Solange noch gedruckte Schulbücher genutzt werden, plädiert der LER dafür, dass Schulelternräte zusammen mit dem Schulvorstand entscheiden, dass diese komplett zu Hause oder in der Schule belassen werden. So wird das Gewicht der Schultaschen reduziert. In der Schule kann die Lehrkraft die zu bearbeitenden Buchseiten mit der Dokumentenkamera oder die digitale Buchversion über den Beamer an die Wand projizieren oder im anderen Falle können digitale Varianten der Schulbücher zu Hause zum Einsatz kommen.
- Die Praxis vieler Schulen, regelhaft Zusatzmaterialien für Lehrwerke (Arbeitshefte etc.) von Eltern kaufen zu lassen sollte auf den Prüfstand, da diese oft nur sporadisch genutzt werden. Es ist viel nachhaltiger, wenn nur solche Arbeitsblätter ausgedruckt oder digital verteilt werden, die auch tatsächlich bearbeitet werden.
- Außerdem sollten alle Klassenräume/Schulen ausreichend mit Schränken oder anderen Ablageflächen ausgestattet sein, damit Schülerinnen und Schüler schwere Materialien, die nur in der Schule genutzt werden, dort auch lagern können. Hierzu sind klare Vorgaben für die Raumgrößen an die Schulträger nötig, damit die jeweiligen Lehrkräfte die Klassenräume entsprechend ihrer Zwecke gestalten können.
„Nur wenn wir heute mutige Schritte für mehr Bildungsgerechtigkeit gehen, schaffen wir morgen eine Gesellschaft, in der jedes Kind sein Potenzial entfalten kann.“ sagt Miriam Kaschel.